Piano music of Hans Huber (1852-1921), vol. 1
John Kersey, piano
RDR CD49
Audio sample: Adagio ma non troppo from the Sonate zu Maler Nolten, op 47
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Total time: 68 mins 34 secs
Zu Maler Nolten (Ed. Mörike): Sonate, op. 47
1. Andante – Allegro con fuoco (11’33”) 2. Adagio ma non troppo (3’52”) 3. Presto (6’06”) 4. Allegro con fuoco (8’26”)
Drei Melodien, op 21
5. Anfangs sehr ruhig, fast wehmüthig gehalten (6’12”) 6. Zart leidenschaftlich (6’47”) 7. Mit Anmuth und feinem Vortrag (4’10”)
Blätter und Blüthen – Neun Clavierstücke, op 2
8. Maestoso (1’56”) 9. Herbstgefühle (Autumn Feelings) (1’26”) 10. Viel Humor! (Much Humour) (3’31”) 11. Aus alter Zeit (From times past) (1’06”) 12. Eine Frage (A Question) (1’46”) 13. Die Antwort (The Answer) (1’23”) 14. Bauerntanz (Farmers’ Dance) (1’23”) 15. Spielereien (Playthings) (3’28”) 16. Ungeduld (Impatience) (1’17”) 17. Tändelei (Toying) (3’00”)
We are grateful to Dr. Klaus Tischendorf for supplying copies of scores for use in this recording.
Notes on the music by Dr. Tischendorf
Der Schweizer Komponist Hans Huber wurde am 28. Juni 1852 in Eppenberg bei Aarau im Kanton Solothurn geboren. Der 10jährige kam als Schüler des Solothurner Choraulen- und Partisten-Instituts unter die Fittiche des Oltener Musikdirektors Carl Munzinger, und zeigte früh auch seine kompositorische Begabung. 1870 ging er ans Leipziger Konservatorium, wo vor allem Carl Reinecke und Ernst Ferdinand Wenzel seine nachhaltigen Lehrer waren. In einer autobiographischen Notiz erinnerte sich Huber an die Leipziger Jahre: Wir alle wurden in diesem Circulum Wien, Bayreuth, Weimar und Leipzig tüchtig herumgeworfen. Huber bezieht sich auf den zu jener Zeit voll entbrannten Parteienstreit zwischen der Neudeutschen Richtung (Liszt, Wagner) und den scheinbar konservativen Meistern um Brahms. Nach seinen Leipziger Studien lebte Huber für einige Zeit als Musiklehrer in Wesserling im Elsass, ehe er sich 1877 in Basel niederliess und hier seinen eigentlichen Wirkungskreis fand. Als Pianist, Dirigent und Pädagoge hatte er entscheidenden Einfluss auf das Musikleben der alten Universitätsstadt. Er etablierte sich auch bald als Komponist, der um 1900 unbestritten die führende Persönlichkeit des Schweizer Musiklebens war, und seine Heimat aus der durch den Chorgesang geprägten Enge herausführte. Er war ab 1889 Klavierlehrer an der Allgemeinen Musikschule in Basel, der er ab 1896 als Leiter vorstand. Huber war massgeblich an der Gründung des Basler Konservatoriums beteiligt, stand dem 1900 gegründeten Schweizerischen Tonkünstlerverein vor und war ein auch international angesehener Komponist. Von 1905 bis 1918 war er Direktor des Basler Konservatoriums, musste dann aber aus gesundheitlichen Gründen das Amt niederlegen. Seine schwere diabetische Erkrankung führte auch zu seinem Tod am 25. Dezember 1921 in Locarno, wo er, neben seiner angestammten Sommerfrische Vitznau am Luzernersee, seine letzten Lebensjahre verbrachte.
Sucht man heute nach den Spuren dieses bemerkenswerten Mannes, der in seinen Werken (u. a. 8 Symphonien, vier Opern, Messen und Oratorien, neben einer Vielzahl von Liedern, Klavierwerken und Kammermusik), als wesentliches Merkmal eine unerhörte, natürliche Frische und Kraft ausstrahlt, so wird man weder in Basel noch Eppenberg fündig. Das winzige, auf einem Hochplateau oberhalb Schönenwerd gelegene Dorf, hat seinen prominentesten Bürger offenkundig vergessen. Es gibt keine Gedenktafel, und bei der Gemeindeverwaltung weiss niemand zu sagen, wo das Geburtshaus von Hans Huber zu finden ist. Immerhin haben seine Werke auf CD eine gewisse Renaissance erlebt. Alle Symphonien und weitere Orchesterwerke sind greifbar, allerdings erstarren diese gelegentlich in spätromantischer Rhetorik. Seine wohl bedeutenderen und persönlicheren Werke der Kammer-, Vokal- und Klaviermusik, sind jedoch unterrepräsentiert. John Kersey bietet nun erstmals einen nur Hans Huber gewidmeten Querschnitt aus dessen Klavierwerken.
Im März 1879 publizierte Hans Huber bei dem in Leipzig und Winterthur ansässigen Verlag Rieter-Biedermann sein vermutlich bedeutendstes Klavierwerk: Zu Maler Nolten. (Ed. Mörike). Sonate für das Pianoforte componirt und Herrn Prof. Dr. L. Stark in grösster Verehrung gewidmet von Hans Huber. Op.47. Mit dieser Sonate entdecken wir nicht nur einen halbstündigen Klangrausch an energiegeladener und vollgriffiger, hinreissender Musik, sondern auch eine der bedeutendsten Sonaten der ausgehenden Romantik. Huber scheint eine besondere Geistes- verwandschaft mit dem schwäbischen Dichter Eduard Mörike verbunden zu haben. Schon in seinen ein Jahr zuvor veröffentlichten Peregrina-Liedern op.32, ist eine meisterhafte Beschwörung dieser höchst persönlichen und autobiographischen Verse zu bewundern, die bereits, wie kaum ein anderes Werk jener Zeit, auf Hugo Wolf vorausweist. Die grosszügige, epische und ebenso tragische Sonate, vertieft nur noch das Eindringen in die Welt des allzu lange als biedermeierlich unterschätzten Dichters. Hans Huber hat offensichtlich bereits damals, ingeniös, die dunkelschwarze Abgründigkeit dieses romantischen Künstlerromans erspürt, und eine Partitur geschaffen, die eine höchst reale und, durch Suizid erlösende, Todessehnsucht und – wie Hermann Hesse es nannte – eine permanente Schicksalsschwüle, artikuliert. Lassen Sie sich gefangen nehmen von dieser in jeder Hinsicht grossen Sonate, die auch Mahler antizipiert, und vielleicht die Sonate ist, die Hugo Wolf, unter anderen Umständen und wenn er es gewollt hätte, vielleicht zu komponieren im Stande gewesen wäre.
Die Hans Huber oftmals im Schrifttum angedichtete, übertriebene Nähe zu Schumann und Brahms, erweist sich auch im Falle seiner kleineren Klavierwerke als Fehlurteil. Sie beruht, wie die unter Musikwissenschaftlern weit verbreitete Unsitte des ignoranten und ungeprüften Voneinander-Abschreibens, schlicht auf – aus Faulheit – resultierender Repertoire-Unkenntnis: speziell in Bezug auf das 19. Jahrhundert. So bilden die im November 1876 bei Kistner in Leipzig gedruckten Drei Melodien für Pianoforte componirt von Hans Huber op.21 ein höchst persönliches Trifolium von differenzierten Charakterstücken, die sich, ungeachtet des schlichten Titels, als technisch anspruchsvolle und eigenständige, vollwichtige Werke erweisen, die kaum (als solche vermutete) Vorbilder durchschimmern lassen. Selbst das pianistische Erstlingswerk, die im März 1875 bei Breitkopf & Härtel in Leipzig veröffentlichten Blätter und Blüthen. Neun Clavierstücke componirt von Hans Huber op.2, zeigen nicht nur die dem Komponisten eigene, natürliche Kraft und Frische, sondern bestechen durch viele Feinheiten und ungewöhnliche Wendungen. Die, entgegen dem Titel, 10 meist knapper geformten Stücke, tragen schlichte Überschriften und sind pianistisch weniger anspruchsvoll. Dennoch stellen auch sie eine wertvolle Bereicherung des Repertoires dar, und zeigen Hans Huber auch als Meister im Bereich musikalischer Kleinigkeiten.
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